Was ist besser, ein Buch oder ein Film? Ich bevorzuge ja schon immer ein Buch, denn so kann ich selbst formen und gestalten, transformieren und färben. Ich kann die Stimmlage bestimmen und mir Gesichter ausmalen… Und so merkwürdig es klingt, es bedarf auf jeden Fall einer gewissen energischen Anstrengung. Ich lese sehr intensiv, tauche mit dem ganzen Kopf ein, fiebere mit und lasse mich von den Geschehnissen endlos fesseln.
Ein Film dagegen gibt schon alles vor und schränkt die Fantasie total ein. Erst neulich habe ich „Der bunte Schleier“ gesehen, natürlich nach der Lektüre des Buches und irgendwie…. der Charlie Townsend ist ja unverzeihlich!!! Ich habe ihn mir ganz, ganz anders vorgestellt, als ich den Roman von Maugham las.
Doch andersrum sind unendliche Fotografien, Illustrationen und andere Arten von Kunst entstanden, die sich vom Kino inspirieren haben lassen. Also kann ein guter Film auch eine unergründliche Quelle der Inspiration sein. FastFood für den Kopf, schnell mal konsumiert….Wie ein Burger! Aber ein Buch….wie ein raffiniertes Fünf Gänge Menü.
Und jetzt komme ich langsam zum Punkt… Mein Gedanke war nämlich, was ist, wenn man das auf die Fotografie überträgt, wenn man die Schwarz-Weiss Fotografie einem Buch gleichsetzt und die Farbfotografie einem Film? Man kann zum Beispiel auf einem s/w Bild die Augen einer Person als blau identifizieren, dabei sind sie in Wirklichkeit grün, oder ein Accessoire, das wir in weiß sehen, könnte in einem zarten Pfirsichton sein…
Vielleicht mag ich deswegen die Schwarz-Weiss Fotografie so besonders, weil ich mir all die Dinge, die ich sehe, in meine eigenen Farben eintauchen kann und damit die Empfindungen über das Gesehene selbst steuern. Vielleicht verleiht sie mir Flügel, auf denen ich in Epochen reisen und graue Wolken in die rosafarbene Zuckerwatte verwandeln kann.
